06.10.2018 – Aktion 10
Haben wir wirklich 9:00 h für ein Frühstück am Samstagmorgen angedacht? Da schläft doch noch die ganze Stadt…
Und wie nicht anders zu erwarten – um neun Uhr am Morgen ist der ganze Platz leer, die Tramtüren öffnen und schliessen sich wieder, ohne das irgendeine Person aussteigt und die Kirchenglocken läuten in die Stille hinaus. Nur eine ältere Damen fällt auf, wie sie mehrere Kilogramm Taubenfutter über den gesamten Platz verteilt ausleert. Wenigstens die Tauben scheinen keinen Samstag von einem Freitag unterscheiden zu wollen und flattern, nicht ohne einen erheblichen Verlust von Federn, aufgeregt von einer Futterstelle zur nächsten. So sind wir eine Weile damit beschäftigt, Federn aufzulesen und den Tisch zu reinigen. Dann läuten die Glocken wieder – halb zehn. Immer noch absolute Stille. Endlich Zeit für ein eigenes Frühstück und weiterhin absolute Ratlosigkeit, in welcher geistigen Umnachtung wir uns diese Zeit ausgedacht haben. Fast schon stellen wir uns darauf ein, dass niemand kommt, den selbst auf Aufrufe im privaten Umfeld bleibt, wie nicht anders zu erwarten eine Reaktion aus, denn die gesamte Stadt Zürich schläft. Und die, die ab und zu vorbeihuschen, eilen in schnellen Schritten zur Arbeit, da bleibt gerade noch Zeit für ein Gipfeli „auf die Hand“.
Dann läuten die Glocken wieder – zehn Uhr. Die Tramtüren öffnen und schliessen sich wieder, und endlich steigen auch ein paar Menschen aus, von denen einige geradewegs auf uns zusteuern. „So einen schönen Ort habt ihr hier, achja, ein kleines Frühstück. Kaffee gibt es auch?“ Und so beginnt sich nun doch langsam der Tisch zu füllen, wir backen Brötchen im Backofen auf, richten Käse neu an, servieren Joghurt mit Früchten und Eier nach eigenem Gusto frisch aus der Pfanne. Endlich kommt auch die Sonne raus und es wird warm. Nun füllt und leert sich der Tisch stetig, auch um 13h noch kommen altbekannte und neue Gesichter an unsere gedeckte Tafel. Wir verlängern heute ein bisschen und bleiben noch bis 14h am Ort, bis auch die letzten Gipfeli gebacken und die letzten Eier gebraten wurden. Mit musikalischer Begleitung der Jesus Demo packen wir wieder alles zusammen. Viele starten nun mit wachen Augen und satten Bäuchen in einen sonnigen Tag. Uns fallen schon beim Aufräumen die Augenlieder zu, wenn man bedenkt dass wir bereits seit 6:30h unterwegs sind, scheint dies auch wenig verwunderlich.
06.09.2018 – Aktion 2
Schon auf dem Weg das erste Malheur… Die Gabel des Anhängers bricht kurz bevor wir den Stauffacher erreichen. So ein Mist – zum Glück ist es nicht mehr weit – und mit Hilfe eines vorbeifahrenden Autofahrers, der uns seine Sackkarre leiht, schaffen wir es trotzdem noch pünktlich an den Platz. Jedes Malheur hat auch sein gutes, und so fühlen wir uns ermutigt von soviel Hilfe von vorbeilaufenden / fahrenden Zürchern.
Heute gibt es Ratatouille mit feiner gespendeter Pasta von einem Pastaladen am Platz und gesammeltem Gemüse vom Markt. Dazu frischer Salat und selbst gebackener Bananenkuchen.
Heute kam jemand vorbei, der unseren Flyer aus seiner Tasche zückte – wie schön das Gefühl ist, mit der Werbung doch jemanden erreichen zu können. Und darüber hinaus einen Platz zum verweilen bieten zu können, der „Atmosphäre erzeugt. So einen schönen Tisch habe ich hier garnicht erwartet.“, erstaunt es eine Passantin, die zu uns zum Z’Nacht vorbeigekommen ist. Heute bleiben viele lange sitzen und wollen nicht so recht gehen – soviel schöne Gespräche ergeben sich – dann noch einen Tee, und einen Kaffee mit einem Stück Kuchen. „Kann ich nochmal den Salat probieren, der sieht so lecker aus…“
„Seid ihr eigentlich immer bei den Aktionen dabei?“, fragt ein Passant, „weil ihr seid so nett, und das zu allen gleichermassen“.
Unsere letzten Gäste bleiben bis kurz nach 21h, bis auf die letzte Gabel haben wir alles aufgegessen. An einem Tisch allein sein zu können, ohne sich komisch zu fühlen, vielmehr noch in Gespräche einsteigen zu können, um sich für einen kurzen Augenblick doch garnicht mehr so allein zu fühlen, scheint uns die Quintessenz der heutigen Aktion.
Und so bleibt nur noch eine kleine Bauaktion vor Ort, um die Küche wieder transportfähig zu machen.