BAHNHOF HARDBRÜCKE

 

08.10.2018 – Aktion 11

Süss und sauer – ohne Ketchup aber mit guter Laune…

Heute ist der Bahnhof Hardbrücke ein Raum des Transits. Menschen strömen aus der Bahnhofsstation, gehen schnellen Schrittes an uns vorbei, wahrscheinlich auf dem Weg zur Arbeit. Eigentlich ist viel los, aber unsere Küche findet in den Stunden der Vorbereitung wenig Beachtung. Vielleicht kriegen wir dies auch garnicht mit, weil wir im Akkord Gemüse braten und mit Essig, Zucker und Tomatenmark in ein süss-saures Gewand hüllen. Doch wie aus dem Nichts und pünktlich um 12:00h bildet sich urplötzlich eine Schlange Menschen an unserer Küche, angetrieben vom Duft, ganz bewusst oder wiederentdeckt kommen Leute vorbei, setzen sich und geniessen das Z’Mittag in angenehmer unterhaltsamer Atmosphäre. Bereits um 13 Uhr haben wir eine zweite Ladung Reis gekocht, die Sosse nochmals angereichert und fast 30 Essen ausgegeben.

Es gibt Reis mit Gemüse süss-sauer, dazu Gurkensalat und eine Milchreis-Kompotttorte mit Zimtsahne. Als weiteres Highlight haben wir frischen Guavensirup zum verfeinern des Zürcher Wassers dabei. „Wie hast du denn diese feine Zimtsahne gemacht?“, fragt ein Gast fasziniert. „Sahne schlagen, Zimt, bisschen Vanille.“ Irgendwie scheinen alle verblüfft, kann so etwas gutschmeckendes tatsächlich so einfach sein? Viele Dinge finden ihre Wertigkeit in der Einfachheit, so auch unsere Arbeit. „Man schmeckt, wenn jemand mit Liebe und Leidenschaft kocht“ hat mir mal jemand erzählt. Und so steht auf jedem unserer Rezepte als geheime Zutat: Liebe und Leidenschaft.

 

10.09.2018 – Aktion 3

Das frisch reparierte Küchenmobil hat es heute, zwar langsam und bedächtig, aber unbeschadet an die Handdrücke geschafft. Wir haben einen schönen Ort direkt bei der Rampe für Tisch und Küche gefunden. Und wie praktisch, ist für die fehlenden Kochzutaten der Coop direkt in der Nähe. Mit frischen Trauben gespendet vom Gaul dekorieren wir heute unsere Tafel. Aus Brot vom Vortag, welches wir am Stauffacher aus einem Bioladen bekamen, und Gemüse vom Markt, zaubern wir eine feine Knödelsuppe. Heute ist Feiertag, und das merken wir. Viele Leute scheinen interessiert, befinden sich dennoch auf der Durchreise und in Eile wie uns scheint.

„Hmm das duftet aber gut“
„Möchten Sie etwas essen?“
„Was kostet das denn?“
„Wir servieren heute gratis Essen… (und kurz erklären wir das Projekt)“
„Ach nein, danke!“ (Und hastig verlässt der Passant die Szenerie)

Die Frage bleibt offen, ob gratis Essen suspekt erscheint, oder die Tatsache, dass wir mit Lebensmitteln kochen, die nicht mehr verkauft werden können, auf manche abschreckend wirkt. Ein paar trauen sich am Ende dennoch an unseren Tisch, Zürcher die in der Nähe arbeiten und auf der Suche nach dem Z’Mittag bei uns ankommen, ein anderer sagt sogar seine Verabredung ab um mit uns Essen zu können. Und wieder haben wir eine volle Tafel, wo sich alle ganz bunt gemischt austauschen und für einen kurzen Augenblick eine kleine Tischgemeinschaft entsteht.

Wir haben zwar einige Reste, die wir aber zum Mitnehmen ausgeben können. Und was machen wir mit den 10 kg Trauben? Stina kocht feine Marmelade und Sirup – kommt also beim nächsten Mal vorbei, dann könnt ihr davon kosten.

Trotz Feiertag füllt sich die Tafel…